15.09.07

SAISONVORSCHAU, TEIL V

ALBA VOLÁN SZÉKESFEHÉRVÁR

Gründungsjahr: 1978
Meistertitel: acht (in Ungarn 1981, 1999, 2001, 2003-2007)
Heimhalle: Székesfehérvári Jégcsarnok (3.500 Plätze, davon 970 Sitzplätze)
Homepage: www.albavolanfevita.hu
VSV-Bilanz 2006/07: Keine Bewerbsspiele.


Das ungarische Eishockey befindet sich zweifellos im Aufwind, vor allem das Nationalteam lieferte in den vergangenen Jahren achtbare Resultate. Seit dem Aufstieg in die B-Gruppe im Jahr 2000, damals begünstigt durch die Aufstockung und Teilung der Division I in zwei Gruppen, spielt man konstant und ohne Abstiegsgefahr in jener mit. Schon 2002, beim Heimturnier in Dunaújváros und Székesfehérvár, scheiterte Ungarn nur am seither unter den Top-16 etablierten Dänemark, im letzten Jahr stand nur Gastgeber Slowenien einem ungarischen Aufstieg in die A-Gruppe (zuletzt 1964) im Weg. In einem Vorbereitungsspiel wurde vor fast 10.000 Zusehern in Budapest sogar Schweden (das allerdings nur mit einer Auswahl junger Spieler aus der Elitserien antrat) mit 2:1 nach Verlängerung besiegt.
Der Aufwärtstrend der Nationalmannschaft soll sich nun auch langsam auf das hinterher hinkende Klubhockey übertragen und so war es fast logisch, dass der stärkste Klub des Landes früher oder später den Weg in die EBEL suchte.
Székesfehérvár spielte seit dem Ausstieg der österreichischen Mannschaften im Jahr 2000 durchgehend in der länderübergreifenden Interliga, in der letzten Saison holte man sich dort mit einem souveränen 3:0-Sieg in der Best-of-five-Serie gegen Slavija Ljubljana/SLO auch den Titel. Später wurde außerdem - ebenfalls ohne Niederlage in der Finalserie - der ungarische Meistertitel geholt, chancenloser Gegner dabei war mit Dunaújváros der zweite ungarische Verein aus Interliga-Saison 1999/2000, als auch der VSV noch in dieser spielte. Für Alba Volán war es der achte Meistertitel der Vereinsgeschichte, der fünfte seit 2003 in Folge.
Die Dominanz in ungarischer Liga und Interliga sowie die respektablen Ergebnisse im Continental Cup, dessen Finalturnier zuletzt drei Mal in Folge in Székesfehérvár ausgetragen wurde (2005 ein Sieg gegen den HC Milano Vipers/ITA, 2006 nur knappe Niederlagen mit einem Tor gegen den Züricher SC Lions/SUI und Lada Togliatti/RUS), ließen die Verantwortlichen von Alba Volán immer intensiver über ein Aufnahmeansuchen in die EBEL nachdenken. Schließlich zeigte man sich sogar mit den leicht unverschämten Bedingungen der Vereine der Liga (u.a. müssen die Ungarn bei ihren Heimspielen jedem Gastteam die Hotelkosten für die Übernachtung bezahlen) einverstanden, bei der Ligasitzung im Mai wurde der Klub als zehnte Mannschaft für die EBEL Saison 2007/08 aufgenommen.
Dort allerdings erwarten Székesfehérvár wohl übermächtige Gegner, die ihre Kader teilweise mit massenhaft Legionären aufgerüstet haben und bei denen deutlich professioneller gearbeitet wird, als in der ehemaligen ungarischen Kaiserkrönungsstadt. Alba Volán wird in seiner ersten Bundesliga-Saison wohl viel Lehrgeld zu bezahlen haben, vom Kader her ist man erster Anwärter auf einen Platz in der Qualifikationsrunde. Der Verein hat vor dem Ligaeinstieg, ähnlich wie der HK Jesenice im Vorjahr, versucht, möglichst viele einheimische Spitzen- bzw. Nationalspieler im Kader zu vereinen: So kamen sechs Neuzugänge von anderen ungarischen Vereinen, wurden zwei Legionäre aus Schwedens zweiter Liga zurückgeholt und stehen nunmehr neun Spieler im Roster, die im Vorjahr so erfolgreich für Ungarn im WM-Einsatz in Ljubljana waren. Dieser Stamm wird um vier Legionäre ergänzt, die zwar gut ins Konzept von Trainer Jan Jasko passen mögen, die von ihren jeweiligen bisherigen Karriereverläufen her jedoch größtenteils nicht zu den überdurchschnittlichen „Fremdarbeitern“ der EBEL zu rechnen sind. Für sie gilt daher Selbiges wie für den gesamten Klub an sich: Man kann nur überraschen! Jedes Team, das Székesfehérvár am Ende der Saison hinter sich lässt, wäre ein Erfolg.

Gegner des VSV war Alba Volán erst in vier Bewerbsspielen der Vereinsgeschichte, allesamt im Rahmen der Internationalen Eishockeyliga (IEL) in der Saison 1999/2000. Vier Mal verließen dabei die Adler als Sieger das Eis (Tordifferenz: 21:8), nur in einer Partie, als der VSV ohne Stürmerstar Cavallini in Ungarn zu Gast war und Kent Salfi erst mit dem 26.Penalty die Partie entschied, konnte Székesfehérvár auch punkten. Erfolgreichste Torschützen der Ungarn waren in den bisherigen Begegnungen dieser beiden Klubs mit jeweils drei Treffern die Vereinslegende Krisztián Palkovics, der auch heute noch im Kader steht, sowie der im Sommer abgewanderte József Csibi.


Bisherige Duelle:

12.10.1999 (IEL), EC VSV - Alba Volán 7:3 (2:0, 3:0, 2:3)
Tore: Unterluggauer (2), H. Hohenberger, Kromp, Kowalczyk, Martin Pewal, Purdie - Palkovics (2), Csibi.

17.10.1999 (IEL), Alba Volán - EC VSV 1:7 (0:3, 1:4, 0:0)
Tore: Lvov - Searle, Kowalczyk, Kromp, H. Hohenberger, Puschnig, Salfi, Lanzinger.

28.11.1999 (IEL), Alba Volán - EC VSV 3:4 n.P. (0:1, 2:1, 1:1)
Tore: Rajz, Palkovics, Csibi - Schurian, H. Hohenberger, Schlegel, Salfi (P)

9.1.2000 (IEL), EC VSV - Alba Volán 3:1 (1:0, 1:0, 1:1)
Tore: Puschnig, Schlegel, Cavallini - Csibi.



TEAMBEWERTUNG


TORHÜTER
Alba Volán geht mit einer klaren Nummer eins zwischen den Pfosten in die Saison: Krisztián Budai (28), der noch nie für einen anderen Verein spielte, hat seinen Stammplatz sicher. Er gilt im ungarischen Nationalteam als Nummer zwei, kam aber bei jeder der letzten sechs Weltmeisterschaften zum Einsatz und brachte es bisher insgesamt auf 58 Länderspiele. Seine Schwäche ist eindeutig die Konstanz, erwischt er allerdings einen guten Tag, so kann er seine Mannschaft auch gegen übermächtige Gegner im Spiel halten, was er bereits im Continental-Cup mehrfach bewiesen hat. Er ist Székesfehérvárs Schlüsselspieler in der kommenden Saison, denn nur in Partien, in denen er überzeugend hält, wird sein Team eine Chance auf Punkte haben.
Seine Backups sind zwei junge Keeper: Dem von Fehérvári zurückgekehrten Zoltán Becze (22), der schon zuvor langjähriger Backup bei Alba Volán war, und dem erst 19jährigen Zoltán Hetényi, der sowohl in der U18 als auch in der U20 Ungarns Nationaltorhüter ist, fehlt es jedoch ganz klar an Erfahrung.
Für alle drei Keeper gilt, was im Vorjahr zu Saisonbeginn am Beispiel Jesenice eindrucksvoll zu sehen war: Der Teilnahme einer ganzen Mannschaft an einer neuen Liga stellt die Torhüter im Team vor die größte Herausforderung, da ihre erfolgreiche Arbeit so sehr von der Kenntnis der Gegenspieler abhängt, wie es in keinem anderen Mannschaftsteil der Fall ist. Den Torhütern der Ungarn sollte dementsprechend eine unumgänglich notwendige Eingewöhnungsphase in der EBEL zugestanden werden.

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ABWEHR
In der Defence setzt der Klub auf erfahrene Akteure, die jedoch ausnahmslos erst beweisen werden müssen, dass sie auf Bundesliga-Niveau mithalten können. Einziger Legionär in der Abwehr ist mit dem Tschechen Michal Dostal (28) ein Neuzugang aus der vierten deutschen Liga. Zuvor pendelte er jahrelang zwischen den ersten und dritten Ligen Tschechiens und der Slowakei, wobei er in keiner seiner Erstligasaison auf eine positive Plus/Minus-Bilanz verweisen kann, was angesichts seiner an sich defensiven Grundausrichtung einige Aussagekraft hat. Neben ihm stehen zwei Doppelstaatsbürger in den Abwehrreihen Székesfehérvárs: Rastislav Ondrejcik (34), geborener Slowake, mittlerweile jedoch mit Länderspielen für Ungarn, ein solider aber offensiv sehr ungefährlicher Defender, und der körperlich sehr starke gebürtige Kanadier Omar Ennaffati (27). Er hat zwar nach wie vor keinen Vertrag beim Klub, dürfte aber dennoch in seine dritte Saison im Trikot von Alba Volán gehen.
Neu im Team ist der vielgepriesene 140-fache ungarische Teamspieler Viktor Tokaji (30), der jahrelang für den Konkurrenten Dunaújváros spielte und sich im Vorjahr beim schwedischen Zweitligisten Huddinge versuchte. Beim Tabellenletzten kam er jedoch in 38 Partien nur auf einen Saisontreffer und verzeichnete zudem die schlechteste Plus/Minus-Statistik im gesamten Kader und die drittschlechteste aller Spieler in der Allsvenskan. Ebenfalls ein einheimischer Neuzugang ist Nationalspieler András Horváth (31/158 Länderspiele) von Újpesti Budapest.
Der Rest der Abwehrspieler spielte auch schon im Vorjahr für den achtfachen ungarischen Meister: Kapitän Balázs Kangyal (38), 212 Länderspiele und - da im elften Jahr im Verein - schon Teil der IEL-Mannschaft von 99/00, Nationalspieler Bence Svasznek (32) sowie der filigrane Eigenbau- und Ergänzungsspieler Gergely Borostyán (25).
Székesfehérvárs Abwehr ist unterm Strich sehr ausgeglichen besetzt und kann viel Erfahrung aus Liga- und Länderspielen einbringen. Was jedoch unmissverständlich fehlt, sind kreative, offensiv orientierte Defender. Bei den vielen braven Defensivarbeitern im Kader hätte der Mannschaft speziell fürs Powerplay ein Legionär für die blaue Linie sehr gut getan.

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ANGRIFF
In der Offensive verfügt Alba Volán über eine ganze Reihe großer Namen aus der ungarischen Eishockeyszene. So bildet etwa das Trio Krisztián Palkovics, Gábor Ocskay (beide 32) und Csaba Kovács (23) eine sehr gefährliche Sturmlinie. Alle drei sind echte Urgesteine im Verein, spielten nie für einen anderen Klub und sind alle aktuelle Nationalspieler mit zusammen über 400 Länderspielen. Ocskay ist als Center das Hirn des Blocks, während speziell Palkovics, der vor Jahren wie erwähnt schon gegen den VSV seine Treffsicherheit unter Beweis stellte, die Rolle des Vollstreckers (375 Ligatore für den Verein) ausfüllt.
Mit dem großgewachsenen Tamás Gröschl (27), dem ukrainisch-ungarischen Doppelstaatsbürger Artjom Vaszjunyin (23) und Center Gergely Majoross (28) hat Alba Volán drei weitere aktuelle ungarische Nationlspieler in seinen Reihen, die allesamt als hart arbeitende Spielertypen bekannt sind und sich daher wohl in den nicht in erster Linie fürs Scoren zuständigen Blöcken wiederfinden werden.
Legionäre hat Székesfehérvár für den Angriff bisher drei unter Vertrag genommen. Aktuellster Neuzugang ist dabei der 30jährige Franco-Kanadier David Gosselin, der für die Nashville Predators sogar NHL-Erfahrung (13 Einsätze) gesammelt hat. In den vergangenen vier Jahren spielte er in Deutschland, 2004/05 zusammen mit den nunmehrigen Villachern Dany Bousquet und Gert Acker bei den Kassel Huskies. Im Vorjahr war Gosselin, der in seiner Karriere schon knapp 1.500 Strafminuten sammelte, beim Zweitligisten SC Bietigheim-Bissingen erfolgreich: 43 Punkte (davon 20 Tore) in 49 Partien.
Ein weiterer neuer Kanadier ist Kurt MacSweyn (26), der ebenfalls aus Deutschland zum Verein stösst und im Vorjahr für 89 Punkte in 56 Einsätzen für den Drittligisten Bad Tölz verantwortlich zeichnete. Der dritte Legionär ist mit dem Slowaken Michal Stastny (34) ein in Österreich nicht ganz unbekannter: 2004/05 spielte er recht erfolgreich (25 Spiele/32 Punkte) für den Nationalliga-Klub EV Zeltweg, seitdem trägt er das Trikot von Alba Volán, wo er in den vergangenen zwei Jahren nahezu gleich viele Punkte sammelte wie Spiele bestritt.
Zu den drei Legionären und sechs Nationalspielern gesellen sich vier junge, im Sommer vom „kleinen Bruder“ in der Stadt, Fehérvári Titánok (im Vorjahr Letzter in der ungarischen Liga), geholte Ergänzungsspieler: István Sofron (19), Dániel Kóger, Péter Németh, Ádám Hegyi (jeweils 18) sind allesamt ungarische Jugend-Nationalspieler und sollen in einer vierten Nachwuchsformation an das EBEL-Niveau herangeführt werden.

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TRAINER
Jan Jasko (48) ist im österreichischen Eishockey ein unbeschriebenes Blatt. Der Slowake, als Spieler zwar gedraftet, später allerdings primär in der zweiten finnischen Liga aktiv, geht in seine zweite Saison als Trainer von Alba Volán, das er gleich in seinem ersten Jahr zum Meisteritel in der ungarischen Liga und der Interliga führte. Zuvor arbeitete er als Headcoach des slowakischen Traditionsvereines Slovan Bratislava und als Co-Trainer des slowakischen Nationalteams. Dementsprechend dürfte er als Vertreter der klassischen (tschecho-)slowakischen Schule auf technisch versiertes, allerdings wenig risikoreiches Eishockey setzen. Diese Handschrift war auch schon im Vorjahr zu erkennen, als Székesfehérvár im Grunddurchgang der ungarischen Meisterschaft in 24 Partien nur 33 Gegentreffer hinnehmen musste. Heuer sind die Gegner jedoch zweifellos von einem anderen Kaliber und es bleibt abzuwarten, wie erfolgreich eher defensiv angelegtes Eishockey angesichts der in ihren Möglichkeiten vegleichsweise eher beschränkten Mannschaft in der EBEL sein wird. Jasko steht vor der sehr schwierigen Aufgabe, seine Mannaschft in einer für ihn unbekannten Liga als Neuling zu etablieren und konkurrenzfähig zu machen.

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