07.09.07

SAISONVORSCHAU, TEIL I

HDD OLIMPIJA LJUBLJANA

Gründungsjahr: 1929
Meistertitel: elf (in Slowenien 1995-2004, 2007)
Heimhalle: Hala Tivoli (4.428 Sitzplätze)
Homepage: www.hokej-olimpija.si
VSV-Bilanz 2006/07: Keine Bewerbsspiele.


Nach der erfolgreichen Teilnahme des HK Jesenice an der letztjährigen EBEL war die Konsequenz einer Bewerbung Olimpijas nur logisch, zu klein und unattraktiv waren die slowenische Liga und die Interliga (mit dem kleinen Stadtrivalen Slavija, Újpesti Budapest und Alba Volán Székesfehérvár aus Ungarn sowie Medveščak Zagreb aus Kroatien) geworden, zu groß der befürchtete Bedeutungsverlust für den Hauptstadtklub, nicht mindestens in einer gleich attraktiven Liga wie der ewige Kontrahent aus der Stahlstadt zu spielen. Nach der Erfüllung aller von der EBEL und ihren Vereinen gestellten Anforderungen wurde Olimpija schließlich im April 2007 als neuntes Team in der Liga akzeptiert, im Monat zuvor sicherte sich der Verein mit 4:1 Siegen gegen Slavija den elften slowenischen (und insgesamt 19.) Meistertitel der Klubgeschichte, was einer Wiedergutmachung für das im Jänner in fünf Spielen verlorene Halbfinale in der Interliga gegen den selben Gegner gleichkam.
Von Beginn der Ligamitgliedschaft an lag das Problem für Olimpija auf der Hand: Jesenice, das in der österreichischen Liga mit seinem technisch hervorragenden Hockey für Furore sorgte, hatte den Großteil der noch im Land tätigen Spitzenspieler unter Vertrag, die Grün-Weißen aus der Hauptstadt würden Probleme bekommen, ausreichend einheimische Leistungsträger in den Kader zu bekommen. Gelöst wurde diese Herausforderung über einen Mittelweg: Einerseits verpflichtete Olimpija mehr Legionäre als der Konkurrent aus Jesenice, andererseits holte man gestandene Slowenen – keine absoluten Ausnahmekönner, aber das Optimum, das der kleine Markt hergab – aus dem Team von Slavija bzw. aus dem Ausland zurück.
Nun darf man gespannt darauf sein, inwieweit der slowenische Rekordmeister in der EBEL konkurrenzfähig sein wird, wie attraktiv Olimpija als Gastteam für das Publkum bei den Spielen in Österreich sein wird und wie sehr die nun wieder direkt auslebbare Rivlität zum HK Jesenice das slowenische Eishockey und auch die österreichische Liga belebt.

Das „neue“ Olimpija war bekanntlich der erste VSV-Testspielgegner in dieser Saison, Villach behielt letzte Woche in der Hala Tivoli mit 3:2 die Oberhand. Dies bestätigt den Trend aus den Duellen dieser beiden Vereine: In den letzten zehn Begegnungen auf Meisterschaftsebene (Alpenliga 97/98 und 98/99 bzw. Interliga 99/00) gingen die Slowenen nur ein einziges Mal als Sieger vom Eis, am 5.11.1999 siegten sie in Villach mit 4:1, was in der damaligen Saison - zwei Tage nach dem 6:2-Zaubersieg der Adler gegen Vsetín in der Euroliga - die erste Meisterschaftsniederlage bedeutete. In den anderen neun der letzten zehn Duelle blieb Blau-Weiß jedoch jedes Mal Sieger (letzte Begegnung in einem Bewerbsspiel am 2.2.2000), Torverhältnis 51:25.



TEAMBEWERTUNG


TORHÜTER
Der Stammtorhüter der letzten Saison, Klemen Mohorič (32), blieb Olimpija erhalten, mehr als ein durchschnittlicher Backup ist er jedoch trotz seiner 93,49%-Fangquote im Vorjahr (slownische Liga plus Interliga) in der EBEL nicht. Dafür hat der slowenische Meister mit dem erfahrenen 31jährigen Alex Westlund eine durchaus adäquate neue Nummer eins geholt. Zwar kam der US-Amerikaner im Vorjahr, als er zwischen ECHL und AHL pendelte, nur auf die bescheidene Spielpraxis von knapp 30 Partien, zuvor sammelte er jedoch in Russland und Belarus insgesamt drei Jahre Europaerfahrung, wobei er jedoch nur in der ersten Saison bei Amur Khabarovsk wirklich überzeugte – und das liegt nun schon fünf Jahre zurück. Seither stehen sechs Vereinswechsel in seinem Lebenslauf, was auf fehlende Konstanz hindeutet. Doch auch in den Jahren zuvor gelang ihm nie der wirkliche Durchbruch, er spielte meist in den Minor Leagues und kam in seiner Karriere lediglich auf 13 AHL-Einsätze, dafür stand er bei der WM 2004 in der Tschechischen Republik als Nummer drei im US-Kader: Bei seinem einzigen Einsatz (in der Zwischenrunde gegen Dänemark) blieb er in 40 Minuten ohne Gegentor. Olimpija, das zweifelsfrei nicht zu den stärksten Mannschaften der Liga zählt, wird großen Bedarf an einem überdurchschnittlich starken Torhüter haben, ob Westlund das sein kann, darf mit einem kleinen Fragezeichen versehen werden. Erschwerend hinzu kommt, dass von Mohorič nicht wirklich starker Druck „von hinten“ auf ihn ausgeübt werden dürfte.

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ABWEHR
Mehr Quantität als Qualität scheint das Abwehraufgebot Ljubljanas zu haben. Zwar stehen Trainer Rahmatuljin ganze zehn Verteidiger zur Verfügung, richtige Kracher finden sich darunter jedoch nicht. Zunächst wäre da der Amerikaner Kevin Mitchell (27), der vor zwei Jahren von den Vienna Capitals trotz 38 Punkten in 52 Spielen „gewogen und für zu leicht befunden“ wurde, Hauptgrund waren seine defensiven Schwächen. Dieser Ruf eilt auch dem US-Irischen-Doppelstaatsbürger Jeremiah McCarthy (31) spätestens seit seiner Zeit beim damaligen schwedischen Zweitligisten Skellefteå, wo er Mannschaftskollege von Daniel Welser war, voraus. Er wechselte im Laufe der vergangenen Saison von Milano nach Ljubljana, scorte in 18 Partien 13 Punkte und bekam einen neuen Vertrag. Neben diesen beiden Legionären stehen ausschließlich Slowenen in der Abwehrreihe der Grün-Weißen. In der internen Rangordnung befinden sich dabei Gregory Kuznik (29) und der junge Andrej Tavželj (23) gefestigt auf den zwei für die ersten beiden Verteidigungslinien noch zu vergebenden Spots. Speziell Kuznik, der in den USA geboren wurde und auch dort seine Eishockeyausbildung genossen hat, könnte mit seiner körperbetonten Spielweise zu einer interessanten Figur in der EBEL werden. Hinter den Vieren wird die jeweilige Form entscheiden, wer die verbleibenden zwei Stammplätze einnimmt, darauf deuten auch die bisherigen Testspiele hin, als Trainer Rahmatuljin auf diesen Positionen viel rotieren ließ. Schmerzlich vermisst wird der verletzte Rekordnationalspieler (159 Einsätze) Robert Ciglenečki (33), der die bisherige Saisonvorbereitung nicht mitmachen konnte.
Unterm Strich fehlen Olimpija in der Abwehr die herausragenden Spielerpersönlichkeiten, wie sie bei anderen Vereinen zu finden sind, auch die beiden Legionärsplätze in der Defence sind nicht überzeugend besetzt.

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ANGRIFF
Seinen Sturm hat der Hauptstadtklub zur neuen Saison fast völlig umgebaut, es wurden vier neue Legionäre und ebensoviele bekannte und etablierte slowenische Spieler geholt. Wichtig war jedoch auch, dass mit dem Quartett Aleš Mušič, Matej Hočevar (beide 25), Jure Kralj und Matej Badiura (beide 23) eine Gruppe gestandener Mitt-Zwanziger gehalten werden konnte, die im Vorjahr in den beiden Meisterschaften immerhin für zusammen 159 Scorerpunkte verantwortlich war. Speziell Badiura dürfte es wert sein, genauer beobachtet zu werden: Der körperlich enorm starke Flügel genoss seine Eishockeyausbildung bei Frölunda Göteborg/SWE und dem HC Vsetín/CZE.
Die vier slowenischen Offensiv-Neuzugänge sind allesamt richtiggehende Haudegen der nationalen Eishockeyszene: Neben dem Ex-Villacher Tomaž Vnuk (37), der im Vorjahr eigentlich aufgrund einer Verletzung schon seine Karriere beendet hatte und gegen Saisonende doch wieder für Jesenice auflief, wurde auch der ebenfalls 37jährige Dejan Kontrec (ehemals in Lustenau mit einer 2,0-Punkte/Partie-Saison) von Slavija verpflichtet. Gleichflls vom Stadtrivalen Slavija wurde Jaka Avgustinčič (30) zu Olimpija gelockt, er spielte in sechs der vergangenen sieben Jahre für Slowenien bei der WM. Das Veteranen-Quartett komplettiert Nik Zupančič (38), der in drei der letzten vier Spielzeiten in der Nationalliga bei Lustanau und Zeltweg unglaubliche 280 Punkte sammelte.
Das Legionärskontingent im Angriff wird zur Gänze von Kanadiern ausgeschöpft: Kenny Corupe (27) kommt mit der Empfehlung von 84 Punkten in 41 Partien für den italienischen Meister Cortina, als Mann fürs Grobe wurde der 31jährige Brendan Yarema (über 1.700 Karriere-Strafminuten!) vom schwedischen Zweitligisten Rögle geholt. Die beiden anderen neuen Offensiv-Legionäre sind der mit einer soliden AHL-Karriere und zuletzt je einer Saison in den Top-Ligen DEL und schwedischer Elitserien dekorierte Ryan Jardine (27) und der in der EBEL bestens bekannte Ralph Intranuovo, der im Vorjahr beim KAC in die Saison ging und sie bei den Kölner Haien in der DEL beendete.
Olimpijas Offensiv-Formel lautet 4+4+4 – vier einheimische Abgebrühte, vier starke Kanadier und vier talentierte, jüngere Slowenen. Das Ganze ergänzt um Nationalspieler Egon Murič (25), der in den bisherigen Testspielen jener Crack war, der mit den acht Legionären bzw. Altstars die ersten drei Blöcke bildete, hinter denen eine ausgeglichene und überdurchschnittliche vierte Linie lauert. Offensiv dürfte Olimpija Ljubljana in der kommenden Saison für einige Ausrufezeichen sorgen!

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TRAINER
Der gebürtige Kasache Ildar Rahmatuljin spielte von 1992 bis 2005 in Slowenien, dessen Staatsbürgerschaft er auch annahm, zu den damaligen Alpenliga-Zeiten war er in Diensten Jesenices und Ljubljanas oft für 60 Punkte pro Saison gut und ein in der Liga gefürchteter Vollstrecker. Die österreichische Liga ist ihm demnach nicht völlig unbekannt, hinter der Bande hat er jedoch weniger Erfahrung. Gleiches trifft auch auf seinen Assistenten, die slowenische Eishockeylegende Bojan Zajc (zwölf WM-Teilnahmen für Slowenien und Jugoslawien), zu, der erst im Sommer die Eisschuhe endgültig an den Nagel hing. Das Duo ist im Trainergeschäft also relativ neu, positiv anzumerken ist jedoch, dass sich Rahmatuljin sehr um den Trainerposten beim Hauptstadtklub bemüht hat und für diese Aufgabe sicherlich top-motiviert ist. Die Mannschaftszusammenstellung trägt, auch wenn sie von Manager Matjaž Sekelj deutlich mitgeprägt wurde, klar die Handschrift eines ehemaligen Stürmers. Und das fast zu deutlich, was zu Olimpijas größten Problem in der kommenden Saison werden könnte.

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